Starke Performance – mürrische Versicherte

31. Januar2018, von Susanne Kapfinger

Die Pensionskassen haben im vergangenen Jahr Traumrenditen erzielt. Trotzdem bleibt die Verzinsung der Altersguthaben mager. Viele Vorsorgeeinrichtungen senken sogar die Renten. Das Vorgehen führt bei den Versicherten auf wenig Verständnis. Das ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen – der VerständnisGraben ist zu überbrücken. Eine Aufgabe, die nebst den Pensionskassen auch die Politiker zu übernehmen haben – und zwar aller Couleur. Ein kurzer Rückblick auf die Superjahre: Im Anlagejahr 2017 haben die Vorsorgeeinrichtungen im Schnitt Renditen von knapp 8% erzielt. In den vergangenen zehn Jahren – nach Ausbruch der Finanzkrise – erzielten die Kassen gemessen am Pictet BVG 25 plus-Index durchschnittlich 5,7% pro Jahr.

Keine Zinseuphorie

Zur Erinnerung: Pensionskassen müssen 2017 und 2018 nur ein Prozent Zins gutschreiben und der BVG-Mindestzins betrug im letzten Jahrzehnt 1,75% pro Jahr. De facto erhielten die Aktivversicherten im Durchschnitt zwar etwas mehr mit rund 2%. Sie ist dennoch augenfällig, die Diskrepanz zwischen dem, was erreicht, und dem, was verteilt wurde. Wieviel von der Investmentperformance als Zins auf den Konten der Versicherten landet, marcht alljährlich der Stiftungsrat aus. Der Arbeitnehmer hat ein Interesse daran, dass die Zinsgutschrift hoch ist. Dem Arbeitgeber ist wiederum die Finanzstabiltität wichtig, weil im Sanierungsfall Zuschüsse von ihm erwaretet werden. So entsteht landesweit ein Gezerre um die Verzinsung. Vorderhand muss die PK aber aufsichtsrechtliche Vorgaben erfüllen. Das heisst: Den Deckungsgrad stärken und die Reservepolster füllen. Genau da liegt das Problem. Die finanzielle Stabilität musste im vergangenen Jahrzehnt zurückerobert werden.

Was die Versicherten wissen müssen

Der technische Deckungsgrad entwickelte sich aus einer Unterdeckung auf aktuell 113%. Das heisst: Es fehlen etwa 7 Prozentpunkte bis zur vollen Äufnung der Reservepolster. Die Sparkapitalien sind somit weiterhin mit Umsicht zu verzinsen. Das ist Punkt eins, den die Pensionskassen den Versicherten zu erklären haben. Punkt zwei betrifft die Zukunft. Ökonomen gehen für die nächsten Jahre von einem breit abgestützten Wirtschaftswachstum aus. Deshalb werden für die Aktienmärkte auch Schönwetter-Lagen prognostiziert. Vorsicht ist dennoch geboten: In den vergangenen Jahren hat auch die Liquiditätsschwemme der Zentralbanken die Aktienbörse befeuert, wie Aymo Brunetti, Professor der Universität Bern, an einer Veranstaltung der BVG- und Stiftungsaufsicht Zürich darlegt. Die Normalisierung der Geldpolitik könnte hier zu Verwerfungen führen. Bei den Obligationen bleibt das Renditepotenzial auch bei steigenden Zinsen beschränkt. Der Anleger erhält zwar höhere Coupons. Diese machen aber nur in etwa die Wertverluste wett. Dies mahnt zur Vorsicht in der Erwartungshaltung.

Dummen Gedanken vorbeugen

Sind die Reserven gedeckt, gibt die Kasse die Anlageperformance an ihre Versicherten weiter. Allen anderen Kassen wird nahegelegt zu erklären, warum sie das nicht tun können. Dies, damit die Stimmbürger dereinst nicht auf die dumme Idee kommen, die 2. Säule zugunsten der 1. Säule abzuschaffen. 

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