Schweizer Investmentkultur muss sich anpassen

von Susanne Kapfinger

Viele institutionelle Anleger rühren kaum je «Exotisches» an, sondern vertrauen auf Hausmannskost. Selbst wenn die notwendigen Renditen damit nicht zu erzielen sind.

In der Gesamtbetrachtung bleiben Schweizer Franken Obligationen, Aktien Welt und Immobilien die mit Abstand bedeutendsten Anlagekategorien. Das ist zu überdenken, sagt die Asset Management Plattform der Bankiervereinigung und der Swiss Fund & Asset Management Association (Sfama). Die Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen nutze ihren Spielraum innerhalb der Reglemente und Gesetze nicht aus. Es werde zu wenig in Alternative Anlagen (AI) diversifiziert, was sich negativ auf die Renditen auswirke.

Das trifft per se nicht für alle zu. Bei den Anlagestrategien der Pensionskassen zeigt sich eine grosse Vielfalt. Das hat verschiedene Gründe: Vorsorgeeinrichtungen bestimmen ihre Anlagestrategien in Abhängigkeit ihrer Versichertenstruktur, der Risikotoleranz von Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie ihrer Zukunftserwartungen. Entsprechend  werden sehr unterschiedliche Anlagestrategien gewählt.

Trotzdem muss man über Optimierungsmöglichkeiten nachdenken. Die Einschätzung des Sfama unterstreichen auch Zahlen der OAK BV: 2016 betrug der Anteil Alternativer Anlagen am Anlagevermögen 8,5%. Wobei viele Einrichtungen gar keine Investitionen in AI tätigen, während die Quote bei wenigen anderen bei 10 bis 20% liegt.

Innovationen haben schweren Stand

Der Einsatz von AI war lange wegen der Intransparenz umstritten. Inzwischen sind die Gebührenmodelle zum Beispiel im Private-Equity-Bereich erfolgsabhängig strukturiert, es haben sich Bilanzierungsstandards durchgesetzt und es gibt neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Qualität und Funktionsweise dieser Anlageklasse.

Ein Hemmschuh, weshalb Anlageklassen mit höherem Managementaufwand wenig Beachtung finden, ist die Investmentkultur – man vertraut auf Altbewährtes. Neue Erkenntnisse aus der Finanzmarkttheorie, wie sie sich aus der modernen Portfoliotheorie ableiten lassen, werden kaum beachetet.  

Unbeachtete Private-Equity-Branche

Eine Rolle spielt auch der «IBM-Effekt»:  Man traut eher den grossen Anbietern. Das Schweizer Asset Management wird von den Grossbanken UBS, Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank dominiert. Daneben gibt es ausländische Anbieter wie Axa Investment Managers, Fidelity, Blackrock oder Allianz und die ETF-Anbieter Ishares, Vanguard und State Street. Den Private-Equity-Markt prägen hingegen kleinere Asset Manager, Boutiquen und Nischenanbieter. Diese tun sich schwer, das Vertrauen der Anlagegremien zu gewinnen.

Kommt hinzu, dass die marktführenden Beraterfirmen vor allem Expertise im passiven Anlagestil vorweisen. Beim Thema AI fehle oft das Knowhow, stellt etwa die Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (Seca) fest. Der Einfluss der Berater auf die Entscheidungsträger in den Vorsorgewerken ist nicht zu unterschätzen.

 

Neue Wertschöpfung im Privatmarkt

Die Digitalisierung verändert die Wertschöpfung auf den Kapitalmärkten. Erfolgte der grösste Kapitalisierungssprung früher nach dem Börsengang (Coca Cola), setzt er heute in der Private-Equity-Phase ein (Google, Facebook). Dies hat damit zu tun, dass die Innovationszyklen kürzer geworden sind und neue Produkte die Märkte schneller durchdringen. Startups können bereits wenige Jahre nach der Gründung enorme Bewertungen aufweisen.

Es wäre fahrlässig, diese neuen Entwicklungen unberücksichtigt zu lassen. Es gibt verschiedene politische Initiativen, die ein Umdenken bewirken wollen: Motion Graber, Zukunftsfonds, Swiss Enterpreneur Foundation, Digital Switzerland oder  die Asset Management Initiative. Renditen müssen dort abgeholt werden, wo sie entstehen.

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