Ohne Wissen keine Rendite

Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit

In der 2. Säule dreht sich alles um die Rendite. Doch die richtigen Anlageentscheide trifft nur, wer die Welt versteht – und diese wird immer komplexer. Die Welt ist mit einer Anhäufung von überlappenden Krisen konfrontiert: Stichwort Klima, Energie, Pandemie und Teuerung. In solchen Zeiten gewinnt Antizipation an Bedeutung: Welche Klimamassnahmen verändern Marktpreise, was bewirken höhere Energiepreise, wie entwickelt sich die Pandemie? Für die Beantwortung brauchen Entscheidungsträger wie Stiftungsräte oder Anlagespezialisten Fachwissen und laufend Weiterbildung. Denn ohne Wissen können  langfristig keine Renditen erzielt werden. Doch wie steht es um den Wissensstand in der 2. Säule – können die Akteure damit Marktentwicklungen antizipieren? 

 

Wertschöpfung Nummer eins

In puncto Wissen ist die Schweiz gut aufgestellt: 2019 haben Bund, Kantone und Gemeinden 40 Milliarden Franken für Bildungszwecke ausgegeben. Dieser Betrag entspricht 17,4 Prozent der gesamten öffentlichen Ausgaben und 5,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Die öffentlichen Ausgaben pro Schüler und Student liegen mit rund 18 600 Franken auch weit über dem Durchschnitt  aller OECD-Länder von 10 000 Franken. Diese Investitionen lohnen sich, weil sie die Produktivität positiv beeinflussen. Das hohe Bildungsniveau generiert kräftig Wissensrendite. 

 

Halbwertszeit senkt die Rendite

Fest steht, die Schweiz ist ein Wissensland und davon profitiert auch die 2. Säule. Doch Wissen hat eine Halbwertzeit und ohne Weiterbildung verfällt die Rendite. Zudem dauert die Halbwertszeit einer Ausbildung immer kürzer. Am besten sieht man das beim Thema ESG: die Forschung auf diesem Gebiet intensiviert sich weltweit. Es entsteht laufend neues Wissen, das Investitionen lenkt. 

 

ESG ist kein philanthropischer Investitionsansatz. Es ist unbestritten, dass zum Beispiel Geschlechterdiversität in der Unternehmensführung die Profitabilität erhöht (mehr dazu auf Seite 9). Und die Energiekrise hat die Rentabilität sauberer Technologien dermassen erhöht, dass zahlreiche Investitionsboutiquen, die in saubere Energie investieren bezüglich ihrer Gesamtrendite mit Bigtech-Führern konkurrieren. Wer nicht ESG fit bleibt, büsst langfristig Renditen ein. 

 

Vertrauenswürdige Institute

Wer hohe Renditen erzielen will, muss Zeit in Weiterbildung investieren. Das erworbene Wissen muss aber auch relevant für das Geschäft sein und die Weiterbildung soll zeitnah erfolgen. Beispiel: Der Pensionskassenverband Asip erweitert das Weiterbildungsprogramm laufend, um neue Wissensgebiete zu erschliessen – Stichwort ESG, Infrastrukturanlagen, oder die neue Datenschutzverordnung, wie Asip-Präsident Martin Roth im Gespräch auf Seite 3 erklärt. 

 

Es gibt eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten, doch stimmt die Qualität? Einen einfachen Vergleich der Weiterbildungsangebote bieten die Credit Points «berufliche Vorsorge» (CP). Sie messen den Weiterbildungsaufwand. Die Stiftung Eigenverantwortung erteilt dem Ausbildungsanbieter pro 45 Minuten Unterricht 1 CPs, bei einem Workshop sind es 1,5. Das Punktesystem gibt keine Aussage darüber, wie relevant das erworbene Wissen für das Geschäft ist. Das muss jeder für sich entscheiden.

 

Es ist schwierig die Bildungsqualität zu messen. Klar ist: Wissen aus erster Hand (Bildungsinstitute) ist vermutlich besser als bei bildungsfremden Anbietern. Viele Bildungsinstitute erweitern auch ihre Forschung im Bereich ESG wegen seiner Relevanz und passen auch die Lehre an. Diese Weiterbildungsangebote sind sehr zeitnah. Und Zeit ist der entscheidende Faktor bei der Halbwertzeit von Wissen. 

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