Neue Leader – neue Welt?
Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit
Die Millenials sind nicht mehr die jungen Zwanzigjährigen aus der Werbung. Ihre erste Generation wird bald 40 Jahre alt und übernimmt langsam das Zepter von ihren Vorgängern. Wer sind die neuen Leader? Eine weltweite Millenial-Umfrage im Alter zwischen 25 und 40 Jahren mit einem Mindestvermögen von 100000 Franken räumt auf mit Klischees. Die Macherinnen und Macher der sogenannten Generation Y haben klare Vorstellungen davon, was sie verändern wollen und wann sie das Ruder anderen überlassen. Sie wollen sozial verantwortlich dekarbonisieren, die Umwelt schützen und ab 60 in Rente gehen.
Millennials erwarten Engagement
Die erste Generation Millennials heiratet, kauft Häuser und gründet Familien. Ihr Vermögen erwerben sie laut Umfrage von Natixis Asset Managers auf vielfältige Weise: Die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie über mehrere Vermögensquellen verfügt wie Beschäftigung (78%), Unternehmertum (31%), Investitionen (37%) oder Erbschaften (17%). Diese Generation hat einen langen Bullenmarkt mit niedrigen Zinsen und geringer Inflation für einen Grossteil ihres Erwachsenenlebens genossen. Sie hat aber auch den Terroranschlag 9/11, eine globale Finanzkrise, Klimawandel und eine Pandemie erlebt.
Millenials wissen, wie Verluste aussehen, und wollen ihre Interessen schützen, während die Risiken steigen. Zu ihrer Sicherheit beitragen können die UNO-Nachhaltigkeitsziele (SGD): Millennials sind sehr empfänglich für ESG-Investitionen und erwarten von ihren Vermögensverwaltern Engagement.
Millenials leben Verantwortung
72 Prozent der Millenials geben an, dass sie die Sicherheit ihrer Anlagen der Performance vorziehen. Das bedeutet: Der Fokus bei der Auswahl von Anlagen liegt auf dem Risikomanagement und nicht auf der Fähigkeit eines Fonds, die Benchmarks zu schlagen. Zudem betrachten Millenials Vermögen als eine Erweiterung ihrer Werte: 78 Prozent sehen in Investitionen eine Möglichkeit, die Welt positiv zu beeinflussen. 63 Prozent der Befragten glauben sogar, dass sie die Verantwortung haben, durch ihre Investitionen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen. Sie sind aber auch der Meinung, dass Unternehmen und Regierungen mehr Verantwortung übernehmen müssen.
Millenials erben
Die digital Natives unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Werteorientierungen, Ziele im Leben und ihrer Einstellungen stark von älteren Generationen, wie Daten von Statista belegen. Und sie werden bis 2030 potenziell zur reichsten Generation in der Geschichte des Westens aufsteigen. Dabei helfen insbesondere Erbschaften: Bisher war die Generation der Erbenden zahlenmässig stärker als die der Erblasser. Bei den Millennials und den Babyboomern oder der Generation X verhält es sich erstmals andersrum. Diese neue Machtkonzentration stellt ESG ins Zentrum von Investitionen und verändert den Konsum – der vermehrt den Lebensstil der digital Natives abbilden wird.
Millenials sind Vorsorgesparer
Die Welt bleibt aber nicht lange von den Millennials beherrscht: Denn weltweit geht Generation Y davon aus, dass sie im Durchschnitt mit 60 Jahren in Rente gehen wird. Das ist ein ehrgeiziges Ziel: 72 Prozent befürchten, dass die zunehmende Staatsverschuldung in ihrem Land zu einer Kürzung der staatlichen Rentenleistungen führen wird. Deshalb planen 76 Prozent ihren Ruhestand selbst zu finanzieren und sparen. Im Durchschnitt legen sie 17 Prozent des Jahreseinkommens für die Altersvorsorge zurück. Solange die Millenials aber aktiv bleiben, bestimmen sie die «neue Realität», der sich Vermögensverwalter und Unternehmen anpassen müssen. So sieht die Zukunft vielversprechend aus – mit einem starken Fokus auf ESG-Fokus sogar besser.