Mehr Intermediäre für Venture Capital Investitionen nötig

20.10.2016 von John E. Marthinsen, Distinguished Chair in Swiss Economics, Babson College

Die parlamentarische Initiative Zukunftsfonds Schweiz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Sie hilft ein grundlegendes Investitionsproblem zu lösen. Denn: Bei den Investitionen leidet die Schweiz unter einer Lücke im Unternehmenslebenszyklus: Es fehlt der finanzielle Brückenschlag zwischen Innovation und Produktion.

Warum das wichtig ist, zeigt ein Beispiel: Im vergangenen Jahrzehnt wurden über 350 000 einheimische Arbeitsplätze durch Start-ups geschaffen. Doch sobald sich die Produktion skalieren und von ihren technologischen Wurzeln trennen lässt, verlassen diese Arbeitsplätze die Schweiz wieder. Das ist die Lektion aus dem Technologie-Lebenszyklus. Diese Arbeitsplätze müssen dann kompensiert werden durch andere, neue Arbeitsplätze mit ebenfalls hoher Wertschöpfung, was im Bereich Spitzentechnologie und -innovation entsprechend schwierig ist. Deshalb ist die Bereitstellung von Wagniskapital überlebenswichtig.

Wichtig: Venture Capital diversifiziert anlegen

Die Schweiz hat es bislang nicht geschafft, zu einem Leader in der Lancierung neuer Start-ups zu avancieren. Die Herausforderung besteht darin, in einen «Heuhaufen» kleiner Unternehmen zu investieren, um darin die eine Nadel zu finden, welche die gesamte Finanzierung letztlich lohnend macht. In der Tat überleben nur gerade rund 6% aller innovativen Ideen, um dann auch zu erfolgreichen Produkten zu werden. Aber: Während die Konkurswahrscheinlichkeit von einzelnen Start-ups relativ hoch ist, gilt dies nicht gleichermassen für ein breiter abgestütztes Portfolio von Start-ups, welches durch Venture Capital-Experten selektiert und überwacht wird und mit welchem sich Gewinne und Verluste diversifizieren lassen.

Mit der Initiative Zukunftsfonds Schweiz soll nun die Grundlage geschaffen werden, um eine solche Finanzierungsstruktur für unternehmerische Start-ups aufzusetzen, mit der zugleich Anlagerisiken diversifiziert werden können. Die damit im Quervergleich zu Einzelinvestments deutlich tieferen Risiken sollen die Bereitschaft von Pensionskassen erhöhen, in solche Anlagen zu investieren. Der Fonds soll Investoren auf einfache Weise die Möglichkeit verschaffen, ihre langfristigen Verbindlichkeiten mit langfristigen Anlagen aufeinander abzustimmen und zugleich die Anlagerenditen zu verbessern.

Fondsvolumen gehört zum Erfolgsfaktor

Der Erfolg des Zukunftsfonds Schweiz wird sich mittelfristig daran messen lassen, in welchem Ausmass Pensionskassen grössere Teile ihrer Portfolien auf diese diversifizierte Weise in Jungunternehmen investieren werden. Ziel müsste sein, diese freiwilligen Beiträge von zunächst vielleicht einem Prozent der jährlichen Anlagen über ein bis zwei Jahrzehnte auf ein Niveau ähnlich jenem in den USA zu heben.

Langfristig wird sich der Erfolg darin spiegeln, ob die Schweiz es geschafft hat, unter den weltweit führenden Ländern zu bleiben. Dies gilt insbesondere in Bezug auf wertschöpfungsintensive Bereiche wie Bio-, Kommunikations-, Informations-, Material-, Medizinal- und Nanotechnologie. Hier ist wichtig die Investitionslücke zu füllen und langfristige Finanzierungen für Unternehmen in deren Frühphase zu leiten.

Es gibt Anzeichen, dass dies gelingt: Die Schweiz verfügt über sämtliche Voraussetzungen dafür, die Brutstätte unternehmerischer Aktivität in Europa zu sein. Dafür sprechen vier Fakten: Erstens ist die Schweiz, pro Kopf betrachtet, in Europa führend in der Generierung und Entwicklung marktfähiger Ideen, Technologien, Produkte und Produktionsverfahren. Zweitens stellt das gut etablierte System verschiedener Finanzintermediäre auf effiziente und wirksame Weise wesentliche Informationen bereit, welche von Kapitalgebern für ihre Anlageentscheide benötigt werden. Drittens scheinen Finanzierungsquellen vorhanden zu sein, um innovative Ideen sowie den aufkeimenden Start-up-Sektor zu unterstützen - die Schweiz ist ein Netto-Exporteur von Kapital, und die Schweizer Venture Capital-Industrie zählt zu den fünf am besten entwickelten weltweit. Viertens hat sich das Finanzierungsvolumen für Unternehmen in der Gründungs-, Start-up-, und Wachstumsphase sowie für Buyouts in den vergangenen 10 Jahren mehr als vervierfacht. In den frühen Phasen (Gründung, Start-up, und Frühphase) ist die Schweiz mit einer Venture Capital-Quote in Relation zum Bruttosozialprodukt in Höhe von 0,055 Prozent sogar führend. 

 

 

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