ESG, Russland und Kommunikation

Von Stephan Skaanes und Cyrill Rütsche, Experten bei PPCmetrics

Bedingt durch die Corona-Pandemie kamen die Energiepreise in den Jahren 2020 und 2021 unter Druck, was oftmals zu einer Outperformance von nachhaltigen Anlagen führte. Im Jahr 2022 ist nun der gegenteilige Effekt zu beobachten. Während seit Jahresbeginn kaum eine Pensionskasse von Verlusten verschont blieb, ist das Umfeld für nachhaltige Anlagen besonders schwierig. Aufzeigen lassen sich die anspruchsvollen Marktbedingungen für nachhaltige Anlagen anhand des Flagship Indexes von MSCI im Bereich Nachhaltigkeit, dem MSCI All Countries ESG Leaders Index. Gegenüber dem Gesamtmarkt verzeichnete der nachhaltige Index in den ersten Monaten des Jahres 2022 eine Underperformance, nachdem er in der Vergangenheit tendenziell eine Überrendite erzielen konnte. Die aktuelle Krise zeigt schonungslos auf, wie abhängig die Wirtschaft nach wie vor von fossilen Brennstoffen zu sein scheint. Während einige Anleger Ölproduzenten aus dem Portfolio ausschliessen, da sie dem Klima schaden, fragen sich andere, weshalb sie auf Ölproduzenten verzichten sollen, wenn die Wirtschaft noch lange Öl nachfragen wird. Obiges zeigt, dass sich der Markt der nachhaltigen Anlagen in einer Reifungsphase befindet. Für Pensionskassen ergeben sich dadurch drei Erkenntnisse.

 

Erstens: Es empfiehlt sich, nachhaltige Anlagen analog zu anderen Ansätzen des aktiven Portfolios-Managements (wie Value-, Growth-Ansätze oder Faktoransätze) bezüglich Auswirkungen auf die Performance, das Anlagerisiko, die Kosten und die Diversifikation zu analysieren. Insbesondere die Frage, ob das Portfolio aufgrund der Nachhaltigkeitskriterien unbeabsichtigte Faktor-Exposures aufweist (wie Large-Cap- oder Growth-Bias), kann aus Sicht des Risikomanagements fundamental sein. 

 

Zweitens: Die Möglichkeiten des nachhaltigen Anlegens sind enorm vielfältig. Die Nachhaltigkeit kann durch Einflussnahme, Ausschlusslisten, aktive Ansätze, Impact Investing oder mittels nachhaltiger Baupolitik umgesetzt werden. Für das Gros der Pensionskassen ist es weder sinnvoll noch möglich zu versuchen, die gesamte Klaviatur an nachhaltigen Anlagen zu spielen. Zielführender ist meist die Fokussierung auf eine Umsetzung, die zum Anleger passt: Ein Privatanleger darf für die Nachhaltigkeit beispielsweise bewusst auf einen Teil der erwarteten Rendite verzichten. Eine Pensionskasse hingegen darf dies aus gesetzlichen Gründen nicht. Eine grosse Pensionskasse wird die Nachhaltigkeit eventuell mittels eigener Ausschlusslisten und Engagement umsetzen, während eine kleine Pensionskasse vielleicht eher auf indexierte Anlagefonds setzt und die Einflussnahme der jeweiligen Fondsleitung überlässt. 

 

Drittens: Eine individuelle Umsetzung von Nachhaltigkeit bei Pensionskassen stellt hohe Anforderungen an die Kommunikation. Während Ende 2018 erst rund 24% der Pensionskassen entweder im Rahmen des Jahresberichts oder auf ihrer Website über die Nachhaltigkeit der Vermögensanlagen berichteten, waren es Ende 2020 bereits 38%. Im Jahr 2021 dürfte dieser Anteil weiter zugenommen haben. Bei der Berichterstattung zur Nachhaltigkeit ist es zentral, dass diese möglichst vollständig und transparent ist. Der Anspruch auf Vollständigkeit ist schwierig zu erreichen, da die Berichte von spezialisierten Anbietern oftmals nur die liquiden Anlagen, das heisst die börsenkotierten Aktien und Unternehmensanleihen, umfassen. Einfacher und kostengünstiger kann es deshalb sein, die Daten direkt mittels einem Fragebogen, bei den jeweiligen Vermögensverwaltern zu beziehen. 

 

Der Ukraine-Konflikt hat unter anderem die Herausforderungen des nachhaltigen Anlegens aufgezeigt. «One-size-fits-all» ist im Bereich der Nachhaltigkeit fehl am Platz und es sei jede Pensionskasse ermutigt, den richtigen Weg für sich selber zu finden. Dies bedingt jedoch eine offene Kommunikation gegenüber den Versicherten und der Öffentlichkeit.

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