Verantwortungsvolles Investieren befindet sich auf einem Pfad

Von Peter Bezak, Ökonom und Anlageexperte bei Zurich Invest AG

In den letzten Wochen waren aus dem Markt vermehrt Kommentare zu vernehmen, dass im Bereich des nachhaltigen Investierens der Begriff ESG (Environmental, Social und Governance) bereits der Vergangenheit angehöre und hingegen Impact die Zukunft sei. Verständlich vor dem Hintergrund der derzeitigen Debatte um das Risiko von Greenwashing, dem Fehlen eines einheitlichen Verständnisses, was nachhaltig ist und was nicht, sowie der Unsicherheit über die Wirksamkeit und Leistung von ESG-Investitionen. All diese Diskurse trugen dazu bei, Kritik an ESG laut werden zu lassen.

 

ESG-Entwicklung

Nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren ist im Mainstream angekommen. Immer mehr Anleger verpflichten sich zu entsprechenden Grundsätzen. Der Erfolg von ESG sowie die jüngste Kritik bieten einen guten Anlass, einen Schritt zurückzumachen und das Thema aus der Distanz zu betrachten und einzuordnen. Nachhaltiges Investieren ist ein sehr breiter Begriff, der unreguliert ist und oft verwendet wird. Was genau ist damit gemeint und ist ESG wirklich tot, wie einige sagen? Obwohl die Nachhaltigkeitsbewegung bereits älter ist, wurde der Terminus «ESG» und das Konzept erstmals 2004 von der Global Compact Initiative der Vereinten Nationen gebildet. Das Ziel war, Analysten und Investoren ein Set an Normen an die Hand zu geben, um die ökologische und soziale Auswirkung zu analysieren und zu thematisieren. Seither fand eine Evolution statt und der Aufstieg des verantwortungsbewussten Investierens hat unterschiedliche Formen von ESG-Ansätzen hervorgebracht.

 

Die Vielfalt der ESG-Ansätze

Je nach zugrunde liegender Zielsetzung können Investoren unterschiedliche Ansätze anwenden: Der Ausschluss-Ansatz respektive das Negativ-Screening konzentriert sich darauf, was Investoren nicht besitzen sollten wie beispielsweise Glücksspiel- oder Rüstungsaktien. Mit ESG-Integration wird allgemein das Augenmerk daraufgelegt, dass Investoren ESG-Faktoren in ihre Investment-Prozesse und -Entscheidungen berücksichtigen, um damit zur Optimierung von risikobereinigten Renditen respektive verantwortungsvollen Investierens beizutragen. Ein weiterer Ansatz konzentriert sich auf positive Faktoren, beispielsweise auf Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen ESG-Performance. Und schliesslich gibt es Impact Investing. Dieses hat zum Ziel, die positiven Auswirkungen von Investments aktiv und ganz bewusst zu maximieren – also «das Richtige zu tun». Dabei geht es den Investoren darum, ihre Kapitalanlagen wirkungsorientiert in Umwelt, Gesellschaft und Infrastruktur zu investieren und die finanzielle Performance ist dabei gegenüber den gesellschaftlichen Zielen eindeutig zweitranging. Im Vergleich zu den anderen Ansätzen befindet sich diese Form des ESG-Investments noch in einer frühen Phase ihrer Entwicklung.

 

Keine Einheitsstrategie

Wenn Impact Investing derzeit also von vielen Kräften besonders gelobt wird, bedeutet dies auf keinen Fall, dass ESG tot ist. Im Gegenteil: Impact Investing ist in einem gewissen Sinne die am stärksten weiterentwickelte Form des grundsätzlichen ESG-Gedankens. Wir empfehlen verantwortungsbewussten Anlegern, die verschiedenen ESG-Ansätze umfassend zu verstehen und anzuwenden. Heute müssen sich Ökologie und Ökonomie nicht mehr zwangsläufig gegenseitig ausschliessen. Oder anders ausgedrückt: Profit und gesellschaftlicher oder klimatischer Zweck müssen nicht im Widerspruch stehen: Impact Investing als Strategie verbindet nachhaltige Ziele und finanzielle Rendite.

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