ESG-Agenda für das neue Parlament

30. November 2019, von Susanne Kapfinger

Die Schweiz hat gewählt: Gewonnen hat das Klima. Bisher beanspruchten die Grünen und die SP das Klimathema für sich. Seit Kurzem versuchen nun auch bürgerliche Parteien sich darin zu profilieren. Dies kommt nicht von ungefähr: Fast zwei Drittel der Bevölkerung bezeichnet das Klimapro-blem als gross oder eher gross. Unter den Wählern der FDP sind es 56 Prozent, unter jenen der CVP 67 Prozent. Viele Wähler erwarten von den neuen Parlamentarierinnen und Parlamentariern neben der Entlastung bei den Krankenkassenprämien und der Reform der Altersvorsorge nun auch ein griffiges Gesetz zur Eindämmung des CO2-Ausstosses. Aber auch andere Vorstösse, die darauf abzielen die Wirtschaft nachhaltig auszurichten, dürften im neu gewählten Parlament höhere Chancen haben.

Eine von Nationalrat Leo Müller (CVP) im Herbst eingereichte Motion fordert bessere Offenlegungspflichten, was die Nachhaltigkeit von Unternehmen betrifft. So, dass Grossinvestoren wie Banken und Pensionskassen, aber auch Kleinanleger diesbezüglich bessere Anlageentscheide treffen können. Die Nachfrage nach Finanzprodukten mit ESG-Ansätzen wächst rasant und der Marktanteil von Schweizer Anbietern am globalen ESG-Produktemarkt ist mit 20 Prozent hoch. Diese Marktstellung will die hiesige Finanzbranche verteidigen. Sie hat grosses Interesse daran, die Finanzflüsse nachhaltig zu gestalten, um sich den Marktzugang nach Europa und weltweit zu sichern. Das zeigen zahlreiche ESG-Initiativen.

Die Credit Suisse Asset Management etwa will in den kommenden Monaten Umwelt-, Sozial- und Unternehmens-führungs-Faktoren (ESG-Faktoren) in die wichtigsten Anlageprozesse für alle traditionellen Anlageklassen integrieren. Seit Oktober 2019 sind über 30 aktiv verwaltete Investmentfonds mit Domizil in der Schweiz und in Luxemburg auf Nachhaltigkeit ausgerichtet worden. Bis Ende 2020 soll das Angebot auf über 120 ausgeweitet werden. Ein transparentes ESG-Nachhaltigkeitsreporting steht den Anlegern bereits heute zur Verfügung.

Solche Bemühungen will Nationalrat Hans-Peter Portmann (FDP) in Zukunft belohnen. In seiner Motion schlägt er vor, Finanzinstituten, welche bereit sind, die Nachhaltigkeit ihrer Unternehmenspolitik zu messen und offenzulegen, Wettbewerbsvorteile zu bieten. Transparenz schaffen könnte zum Beispiel eine Zertifizierung der Finanzprodukte mit Branchenlabel. Die Unternehmen erhielten dadurch Erleichterungen in Bereichen wie Produktesteuer, Stempelabgabe oder Verrechnungssteuer.
Beide Motionen wollen die Transparenz im Bereich Nachhaltigkeit aufgrund einer verbesserten Datengrundlage erhöhen. Das bürgerlich-liberale Lager will dabei den Grundsatz der Freiwilligkeit wahren, die Linke, Grüne und CVP möchten Standards setzen. Gut möglich, dass die Finanzbranche dies unterstützen würde, um am ESG-Markt weiter vorne mitzuspielen.

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