Emissionsarm und günstig
Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit
Schutz vor Inflation, geringe Volatilität und stetige langfristige Cashflows. Das wünscht sich jede Pensionskasse für ihr Portfolio. Genau diese Eigenschaften bieten Infrastrukturinvestitionen. Die Anlageklasse ist erst seit Kurzem Privatmarkt-Anlegern zugänglich, da die Bereitstellung von Energie, Wasser, Mobilität oder Kommunikation ursprünglich Aufgabe des Staates war. Die Marktöffnung bietet nun einmalige Investitionschancen und der Bedarf ist enorm. Laut Global Infractructure Hub werden bis 2035 weltweit pro Jahr über 3,7 Billionen US-Dollar benötigt.
Der Grund: 60 Prozent der globalen Treibhausgase lassen sich auf die Nutzung konventioneller Infrastrukturanlagen zurückführen. Um den Übergang zu einer CO2-freien Wirtschaft zu schaffen, muss die Nachhaltigkeit bestehender Infrastruktur massiv verbessert werden. Deshalb sind Staaten, die Gesellschaft und Unternehmen bestrebt, alte Infrastruktur-Technologien durch neue zu ersetzen.
Auf das falsche Pferd gesetzt
Doch wie erkennt man erfolgreiche neue Technologien? Der Erfolg ist oft schwierig vorherzusehen, wie das Beispiel Mobilität zeigt: Der Übergang vom Pferd zum Automobil war von Rückschlägen gekennzeichnet. Anfangs war nicht klar, ob sich das Motorfahrzeug durchsetzen wird, und dass das Pferd komplett von der Strasse verschwindet. Der Übergang war hauptsächlich getrieben durch sinkende Technologiekosten, neue Geschäftsmodelle und eine wachsende Konsumnachfrage. Gleichzeitig entstand ein komplett neues Infrastrukturnetz mit Strassen , Tankstellen und Regeln, die der Entwicklung Rechnung trugen.
Neues Preisgefüge
Aktuell gilt: Die erfolgversprechendsten Technologien helfen, den globalen Klimawandel zu bremsen. Dazu gehören erneuerbare Energien, saubere Mobilität, intelligente Stromnetze, Energiespeicherung oder -effizienz. Wo wir mit diesen Innovationen stehen, zeigen hiesige Kompetenzzentren, wie das Energy Science Center der ETH Zürich. Sein Vorstandsmitglied Anthony Patt, Professor für Klimapolitik, machte an einer Veranstaltung des Privatmarktspezialisten Patrimonium folgende Berechnung: Die Energiekosten aus Fotovoltaik, Windenergie und Sonnenwärmekraftwerken sind in den letzten Jahren so rapide gesunken, dass sie entweder günstiger als fossile Energieträger sind oder gleich teuer. Auch die Batteriekosten im Bereich der Elektromobilität purzeln. Das heisst: Grüne Technologien sind wettbewerbsfähig und haben das Potenzial, fossile Infrastruktur komplett abzulösen.
Marktregeln anpassen
Investoren reagieren bereits auf das neue Preisgefüge: Investitionen in erneuerabere Energien nehmen exponentiell zu, obwohl die Marktanteile noch sehr niedrig sind. Bei den meisten Industrieländern beträgt der Anteil erneuerbarer Energie an der Gesamtleistung unter 25 Prozent – allein in Grossbritannien liegt er nahezu bei 30 Prozent. Dort hat man 2010 im Energiemarkt neue Regeln geschaffen. Damit wurde die Volatilität bei den Erträgen geglättet. Es ist davon auszugehen, dass auch andere Länder die Marktregeln den neuen Technologien anpassen, um ihr Nullemissionsziel zu erreichen.
Liest man den Kapitalmarktausblick 2023 der Deutschen Bank, fliessen im kommenden Jahr öffentliche und private Investitionen vor allem in Infrastrukturprojekte. Die USA, die EU, China und weitere Länder haben entsprechende Programme aufgegleist. So gesehen setzt man bei erneuerbaren Energien auf das richtige Pferd.