Diversifikation in bewegten Zeiten

Von Peter Bezak, Ökonom und Anlageexperte Zurich Invest AG
Ein Sturm hat sich erneut zusammen-gebraut. Doch es ist ein anderer als der vor über zwei Jahren ausgebrochene im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Der Krieg in der Ukraine, dürfte eine neue globale Ordnung nach sich ziehen, geopolitisch wie auch wirtschaftlich. Die Auswirkungen sind um-fassend und als erstes an den Rohstoff-märkten spürbar, weil Russland über grosse Mengen an Rohstoffen verfügt. Die Finanzmärkte reagieren, was sich in erhöhter Volatilität ausdrückt. In solchen Situationen sollten Anleger Ruhe bewahren und an ihrer diversifizierten Anlagestrategie festhalten.
Erhöhte Marktvolatilitäten
Vor rund zwei Jahren habe ich über die Marktvolatilität geschrieben, wie sie zu Beginn der Pandemie zurückkam, und zwar so stark wie zuletzt während der Finanzkrise. Nun hat der Stimmungsindikator für die globalen Märkte, der Volatilitätsindex VIX, wieder ausgeschlagen und ist auf den höchsten Stand seit Anfang 2021 geklettert. Das Pendant auf der Anleihen-Seite ist der Volatilitätsindex MOVE, der die implizite Volatilität für US-Staatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten wieder-gibt. Er liegt derzeit auf einem Niveau, das zuletzt auf dem Höhepunkt der Unsicherheit wegen Covid-19 im März 2020 zu beobachten war.
Diversifikation kann auch in Krisenzeiten wirken
In Krisenzeiten wird die Risikostreuung kurzfristig arg strapaziert. Der Effekt der Diversifikation ist dann kleiner, weil die Preise vieler Anlagekategorien in dieselbe Richtung verlaufen, nach unten. Aber jede Anlageklasse tickt anders, je nach Region, Sektor und Branche. Derzeit fragen sich Investoren, wie sicher und adäquat Schwellen-länder-Anlagen sind. Solche Anlagen sind im Grundsatz risikobehafteter als Anlagen in den entwickelten Ländern.
Entsprechend höher ist aber auch die erwartete Rendite. Doch es gibt Unter-schiede zwischen den verschiedenen Schwellenländern. Während der Index von MSCI für die Osteuropäischen Schwellenländer seit Anfang Jahr einen massiven Anteil seines Werts eingebüsst hat, ist der Schwellenländerindex für Lateinamerika um mehr als zehn Prozent gestiegen. Das macht deutlich, dass die Diversifikation trotzdem wirkt und für eine gewisse Resilienz sorgt.
An diversifizierter Anlagestrategie festhalten
Um in einem volatilen Marktumfeld das Portfolio vor stärkeren Abschwüngen zu sichern, sollte der Fokus für Anleger auf Risikomanagement gesetzt werden. Und das heisst: Diversifikation. Dabei sollte sich die Diversifikation nicht nur auf die traditionellen An-lagen wie Aktien und Obligationen beschränken, sondern Anleger sollten auch mit Privatmarktanlagen in Form von Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien diversifizieren. So ist es möglich, durch die Kombination verschiedener Anlageklassen einen viel stabileren Ertragsstrom zu erreichen. Zudem sollte für langfristige Investoren selbst mit einem traditionell diversifizierten Portfolio die verhältnismässig kurzfristig hohe Volatilität eine untergeordnete Rolle spielen. Aus Erfahrung und allgemeiner Lebensbeobachtung wissen wir, dass Panik nie von langer Dauer ist und selten ein guter Ratgeber. Denn, wenn Investoren bei stark sinkenden Kursen aussteigen, verpassen sie meist den rechtzeitigen Wiedereinstieg. Daher die Empfehlung, an der Anlagestrategie festhalten, denn sie soll in einer Krise dieselbe sein wie in einer stabilen Lage.