Die Zeit der «Zinslipicker» ist da!

Romano Gruber, Managing Consultant, und Stephan Skaanes, Partner bei PPCmectrics

Am 18. Dezember 2014 reduzierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins auf -0,25 Prozent. Was für viele Marktakteure lange undenkbar war, wurde an diesem Tag Realität: Die Leitzinsen in der Schweiz waren zum ersten Mal negativ. Am 15. Januar 2015 wurden die Zinsen zusammen mit der Aufhebung des Mindestkurses des Schweizer Frankens zum Euro auf -0,75 Prozent reduziert.

 

Ein solches Negativzinsumfeld stellte auch für institutionelle Investoren wie Pensionskassen eine völlig neue He­rausforderung dar. So wurden Pensionskassen damit konfrontiert, dass sie auf der Liquidität negative Renditen erzielten. Viele gaben Gegensteuer, indem sie mit ihren Depotbanken Freigrenzen ohne Negativzinsen für einen Teil ihrer Liquidität aushandelten.

 

Das Regime mit negativen Leitzinsen hielt beinahe acht Jahre an, bis die SNB im September 2022 die Zinsen nach einem ersten Zinsschritt im Juni 2022 von -0,25 auf 0,5 Prozent erhöhten. Aktuell beläuft sich der Leitzins auf 1,5 Prozent p.a. Für Pensionskassen bedeutet dies, dass mit der Liquidität wieder Zinserträge erwirtschaftet werden können. Dies kann auf unterschiedliche Weise bewerkstelligt werden.

 

Die wohl einfachste, aber am wenigsten lukrative Möglichkeit ist, die Liquidität einfach auf dem Konto der Depotbank zu parkieren. Hier ist zu beachten, dass viele Banken die Verzinsungskonditionen noch nicht der neuen Zins-Welt angepasst haben. So schwanken die offerierten Verzinsungen auf CHF-Konten je nach Bank zwischen 0 und 0,7 Prozent pro Jahr. Eine andere Möglichkeit sind Festgeldkonten. Diese bieten zwar in der Regel höhere Verzinsungen, allerdings ist die Liquidität über einen bestimmten Zeitraum gebunden und somit wird die Liquidität zu einem gewissen Grad «illiquid». Sowohl bei Liquiditäts- wie auch bei Festgeldkonten ist man zudem dem Gegenparteirisiko der jeweiligen Bank ausgesetzt.

 

Eine zweite Möglichkeit ist die Investition in SNB Bills. Die SNB emittiert wöchentlich mittels Auktionen eigene Anleihen mit einer Laufzeit von zwischen einer Woche und einem Jahr. Die Verzinsung von neuen Emissionen ist mit aktuell zirka 1,5 Prozent pro Jahr deutlich höher als bei CHF-Konten. Eine Investition in SNB Bills ist in der Regel über eine Bank möglich. Herausforderungen bestehen aufgrund der Stückelung von mindestens 1 Million Franken, der Emission über Auktionen (allenfalls keine volle Zuteilung) sowie bei kurzfristigem Liquiditätsbedarf (Verkauf der SNB Bills über den Sekundärmarkt nötig). 

 

Eine weitere etablierte Möglichkeit zur Optimierung der Liquiditätshaltung sind Geldmarktfonds. Diese Fonds investieren in liquide, festverzinsliche Instrumente in CHF und Fremdwährungen mit einer Laufzeit von unter einem Jahr. Da in Wertpapiere verschiedener Emittenten investiert wird (bspw. Schweizer Staatsanleihen, SNB Bills, Unternehmensanleihen), ist das Gegenparteirisiko breit gestreut. Aktuell betragen die Verfallsrenditen dieser Geldmarktfonds zwischen 1 und 2 Prozent p.a. und liegen damit deutlich über der Verzinsung von CHF-Konten. Diese Spannweite der Verfallsrenditen zeigt aber auch, dass sich Geldmarktfonds bezüglich Laufzeiten, Kreditrisiken und Währungsrisiken stark unterscheiden können und sich vor einer Investition ein Vergleich verschiedener Produkte lohnt. Geldmarktfonds können täglich und (bei kleineren Handelsvolumina) ohne Spreads gehandelt werden, wobei der Geldfluss in der Regel zwei Tage später erfolgt (T+2).

 

Das aktuelle Zinsumfeld bringt für institutionelle Investoren diverse Herausforderungen mit sich. Aufgrund der gestiegenen Zinsen lohnt sich das «Zinslipicken» wieder und es empfiehlt sich für jede Pensionskassen, ihre Liquiditätshaltung zu hinterfragen und gegebenenfalls zu optimieren.