Die Grenzen setzt der Planet
Von Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit
Die Wissenschaft kennt für den Planet Erde neun Belastbarkeitsgrenzen. Werden diese überschritten bricht das Ökosystem auseinander. Vier Grenzen liegen bereits hinter uns. Durch die Land- und Waldzerstörung, Überdüngung, den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität haben wir unseren sicheren Handlungsspielraum bereits verlassen haben. Um wieder in den grünen Bereich zu kommen, braucht es radikale Massnahmen. Darunter fällt etwa die Halbierung des CO2-Ausstosses in weniger als zehn Jahren – danach schliesst sich das Zeitfenster für Umkehrhandlungen.
Keine Zeit für kleine Schritte
Heute sind unsere Chancen, die Umweltbelastungen zu reduzieren, noch intakt. Es braucht aber neue Wirtschaftsmodelle hin zur Kreislaufökonomie. Den Wandel fördern können Initiativen oder Zertifizierungen, die den UNO-Nachhaltigkeitszielen (SDG) dienlich sind. Damit Unternehmen und Führungspersonen nachweislich hohe Standards für Sozial- und Umweltverträglichkeit erfüllen, braucht es aber mehr als das – es braucht Gesetze.
Initiativen entstehen laufend neue. Zuletzt hat die Schweizer Kaderorganisation SKO eine solche lanciert. Wie auch ihre Pendants auf globaler Ebene setzt sie auf Freiwilligkeit. Demnach soll die Führungskraft auch die Verantwortung für das Ökosystem übernehmen, in dem sie lebt und arbeitet. Etwa 100 Unternehmen haben die SKO-Charta unterzeichnet. Auch das ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Doch für kleine Schritte fehlt uns leider die Zeit.
Es gibt zu wenig Freiwillige
Wichtig sind «echte» Fortschritte – und zwar rasch. Effektiv sind Benchmarkvergleiche oder Zertifizierungen. In der Schweiz gibt es den von B Lab geführten Swiss Sustainability B Benchmark. Das ist der erste nationale Benchmark, der den Beitrag eines Unternehmens zu den Sustainable Development Goals (SDGs) bewertet. Er ermöglicht dem Wirtschaftssubjekt eine schnelle Einschätzung der Nachhaltigkeitsleistung, und den Vergleich mit Anderen. Erfüllt das Unternehmen die höchsten Standards für soziale und ökologische Performance, kann es sich zertifizieren lassen. In der Schweiz haben die Pioniere Globalancebank, Lombard Odier und Impact-Finance-Akteure wie Symbiotics diesen Weg eingeschlagen. Mehr über die aktuell führenden Länder und Player in Sustainability lesen Sie auf Seite 2.
Solche Leader in Sachen Nachhaltigkeit bringen uns zwar weiter. Aber auch das reicht nicht, um den Wandel zu einer regenerativen Wirtschaft innert nützlicher Frist zu schaffen. Der freiwillige Ansatz des Impact Managements hat in den letzten beiden Jahrzehnten nicht genügend Wirkung erzielt. Immer mehr Nachhaltigkeitsexperten kommen zum Schluss: Es braucht Gesetze.
Am effektivsten sind klare Gesetze
Die Menschheit hat bereits gemeinsam Gesetze erlassen: 1987 haben sich alle Staaten auf das FCKW-Verbot geeinigt. Die Treibhausgase führten zu einer grossen Klimakrise, dem Ozonloch. Heute zeigt das Verbot Wirkung. Die aktuelle Krise erfordert ähnliche Massnahmen. Einen klaren Rahmen dazu, geben uns planetarische Grenzen vor.