«Anlage Aktuell»: Den Pfad zu Net-Zero-Portfolios ebnen

Von Peter Bezak, Anlageexperte, Zurich Invest AG
51 Milliarden Tonnen Treibhausgase werden jedes Jahr in die Atmosphäre abgegeben. Dies entspricht laut der amerikanischen Luftfahrtbehörde NASA dem Gewicht von 510'000 voll beladenen US-Flugzeugträgern. Wie könnte ein Weg zu Net Zero bis 2050 aussehen? Wo und wie können in einer Welt, die von Kohlenstoff abhängig ist, kollektiv Massnahmen hervorrufen und der notwendige Wandel beschleunigt werden?
Institutionelle Investoren stehen in Bezug auf den Klimawandel in allen Bereichen der Finanzmärkte vor Herausforderungen. Die höchstwahrscheinlich entscheidendste davon besteht darin, wie sie ihre Portfolios an die globalen Klimaziele ausrichten werden. Die Idee, Investitionen an Klimaziele zu knüpfen, ist nicht neu. Erfreulicherweise sind aber immer mehr Anleger bereit zu handeln. Dies, weil unter anderen internationale, zielgerichtete und vor allem konkrete Entwicklungen im Gange sind. Zum Beispiel: die von den Vereinten Nationen einberufene «Net-Zero Asset Owner Alliance», die uns zukunftsweisende Schritte aufzeigt. Darin verpflichten sich die Mitglieder, ihre Anlageportfolios bis 2050 emissionsfrei zu gestalten. Dies trägt wesentlich dazu bei, Investitionen in Einklang mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens zu bringen und den Temperaturanstieg auf +1,5 °C zu begrenzen.
Klimarisiko ist Investitionsrisiko
Investoren, welche die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft und Vermögenspreise nicht berücksichtigen, sehen nicht das ganze Bild. Denn der Klimawandel bringt nicht nur Naturrisiken mit sich, durch Innovation, neue Regulierungen und die öffentliche Meinung entstehen auch neue ökonomische Risiken. Die mit diesen Risiken verbundenen Kosten und Performance-Auswirkungen werden sich auf Investoren, Emittenten und Finanzakteure im gesamten Ökosystem auswirken. All das hat finanzielle Auswirkungen auf das Anlageportfolio.
Laut einer Analyse der Rating Agentur Moody's besteht für 9 Billionen US-Dollar bewerteter Schulden ein unmittelbares oder erhöhtes Risiko einer Herabstufung aufgrund von Umweltrisiken. S&P stufte im Februar 2021 elf Öl- und Gasunternehmen um eine Stufe herab und begründete dies mit «wachsenden Risiken aus der Energiewende aufgrund des Klimawandels und der Kohlenstoff-/Treibhausgas-Emissionen und einer schwachen Profitabilität der Branche. Angesichts des enormen Wandels, der mit dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft einhergeht, wird erwartet, dass Anlagen zur Versorgung mit fossilen Brennstoffen und zur Energieerzeugung irgendwann vor dem Ende ihrer vorgesehenen wirtschaftlichen Lebensdauer keine Rendite mehr erwirtschaften können.
Der perfekte Nährboden für Innovationen
Dies ist die herausforderndste Aufgabe, die die Menschheit je übernommen hat, aufgrund des Umfangs und der erforderlichen Innovationen. Pioniere und Visionäre wie Bertrand Piccard und Bill Gates treiben die Abkehr von der klimaschädlichen Wirtschaft aktiv mit Innovationen an. Den Prozess beschleunigen können saubere Technologien, die einen Übergang ermöglichen. Firmen, die sich besser vorbereiten, werden erfolgreichen sein und durch ihre Bemühungen ökonomisch profitieren. Gesellschaftliches Interesse, Investitionen und Innovationen sind die Katalysatoren für den Wandel.