Appetit auf Katastrophenbonds steigt - Marktvolumen soll sich verdoppeln

von Martin Eling*

Aufgrund ihrer relativ hohen Renditen und der niedrigen Korrelation mit den Renditen traditioneller Assetklassen werden Insurance-Linked Securities (ILS) häufig als attraktive Investitionsmöglichkeit beschrieben. Mit ILS werden Versicherungsrisiken wie zum Beispiel Wind oder Erdbeben als festverzinsliche Wertpapiere verbrieft. Schon seit der Emission des ersten Cat Bonds (Katastrophen-Anleihen) in den 1990er Jahren diskutiert die Finanz- und Versicherungsindustrie über die Einsatzmöglichkeiten derartiger Instrumente zur Erhöhung der Risikokapazität und zur Risikodiversifikation.

Lähmende Rechtsunsicherheit

Allerdings verhindern bestehende Hindernisse eine breitere Marktexpansion. Eine neue Marktstudie der Universität St. Gallen zeigt, dass das wichtigste Hemmnis das fehlende Wissen über diese Instrumente ist, die sowohl im Aufbau als auch in der Bewertung eine gewisse Komplexität aufweisen. Darüber hinaus sind Transaktionskosten und eine gewisse Rechtsunsicherheit bedeutende Hindernisse. Rechtsunsicherheit besteht insbesondere auf der Sponsorenseite, wo die Anerkennung von ILS als Risikotransferinstrument in neuen Risikokapitalstandards (wie Solvency II) und Rechnungslegungsstandards (wie IFRS 4) eine Schlüsselrolle für die künftige Verwendung von ILS spielen wird. Auf der Investorenseite hebt die Studie die Themen Transparenz und Standardisierung hervor. So würde etwa eine höhere Liquidität, beispielsweise durch börsengehandelte Instrumente, ein breiteres Publikum von potenziellen Investoren für ILS ansprechen.

Pensionskassen werden aktiv

Die St. Galler Marktstudie prognostiziert, dass sich das ILS-Marktvolumen in den nächsten fünf Jahren verdoppeln wird. Besonders auffällig sind die jüngsten Kapitalzuflüsse von nicht-spezialisierten institutionellen Investoren (wie Pensionsfonds und Hedgefonds), welche in der ILS-Branche unter dem Stichwort «Alternative Capital» diskutiert werden.

Dabei wurde die ILS-Investorenbasis bis vor kurzem noch weitgehend von wenigen spezialisierten Investmentmanagern (ILS-Fonds) dominiert. Die Studie zeigt nun aber, dass sich die Investorenbasis für diese Instrumente in jüngerer Zeit verändert hat.  So werden vor allem Pensionsfonds zunehmend wichtigere Investoren.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass es zahlreiche Risikoarten gibt, die noch nicht für die Verbriefung berücksichtigt wurden. Darunter sind die Themen Run-off, Cyber Risiken, politische Risiken, Mikroversicherungen und Haftpflichtversicherung. Für jeden dieser Bereiche gibt es Argumente für und gegen den Einsatz von Verbriefungen. Doch aufgrund der anhaltenden Veränderungen im Geschäftsumfeld könnte eine oder mehrere dieser Risikoarten zukünftig eine attraktive Möglichkeit für die Verbriefung darstellen.

Top-Ten-Trends der ILS-Branche

Neben den Haupthindernissen einer Marktexpansion leitet die Studie auch die Top-Ten-Trends für den ILS-Markt für die nächsten fünf Jahre her. Unter diesen Trends sind die wachsende Zahl von ILS-Investmentfonds, neue, schlanke ILS-Strukturen wie Cat-Bond-Light und die zunehmende Konvergenz von ILS und der traditionellen Rückversicherung durch den Einsatz sogenannter «Indemnity-Based Triggers» und «Variable Reset»-Mechanismen. Insgesamt erwarten die Autoren einen zunehmenden Preiswettbewerb zwischen der traditionellen Rückversicherung und ILS.

*Professor Martin Eling ist Direktor des Instituts für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen.

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