Privatmarktanlagen durch den Herbstnebel navigieren

Von Peter Bezak, Ökonom und Anlageexperte bei Zurich Invest AG
Die hohe Inflation und die unbeständigen öffentlichen Anlagemärkte führen zu einem Umdenken bei institutionellen Investoren wie Pensionskassen. Viele überdenken ihre Anlagestrategie und suchen alternative Anlagemöglichkeiten. Sie verkaufen traditionelle Anlageklassen wie Aktien und Anleihen und investieren die dadurch gewonnene Liquidität in Privatmarktanlagen. Darauf sollten sie achten: Es gibt aber Unterschiede.
Chancen im Middle Market
Das Privatmarktanlagen-Universum ist umfangreich und mannigfaltig. Der Finanzdatenprovider S&P Capital IQ zählt allein in Nordamerika und Europa zusammen etwa 100 000 private Unternehmen. Unten diesen zählen etwa 88 Prozent zum so genannten Middle Market: es handelt sich um mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz von 10 bis 250 Millionen USD-Dollar. Diese Grösse erlaubt es Investoren, bei der Auswahl selektiv vorzugehen. Mittelständische Unternehmen bieten die Chance, Ineffizienzen bestehender betrieblicher Prozesse wie etwa bei der Beschaffung von Anlageobjekten ausfindig zu machen und zu optimieren. Das kann entscheidenden Einfluss auf das Wachstum haben und letztendlich die erwarteten Renditen steigern. Zudem stellen Investitionen in mittelständische Unternehmen für Investoren kontrollierbare und umsetzbare Wertschöpfungshebel dar. Solche Unternehmen verfügen somit über Potenzial für Wachstum und Optimierungen. Da es sich um besonders komplexe Investitionen handeln, ist es ratsam, mit einem erfahrenen Investment Manager zusammenzuarbeiten, der über solides Know-how, langjährige Erfahrung und ein entsprechendes Netzwerk verfügt.
Infrastruktur im Blickfeld
Potenzial für Wachstum bieten auch Infrastrukturanlagen. Firmen in diesem Bereich stellen Güter zur Verfügung, die in der heutigen Gesellschaft als unverzichtbar gelten. Dazu gehören beispielsweise Strom, Wärme für Heizungen oder hoch leistungsfähige Internet-Anschlüsse. Die Nachfrage nach ihnen ist grundsätzlich stabil und zuverlässig, wie sich während der globalen Finanzkrise oder der COVID-19-Pandemie zeigte. Hinzu kommt, dass in der Vergangenheit Regierungen in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche oft infrastrukturfreundliche Massnahmen ergriffen haben. Durch diese staatlichen Investments war die Anlageklasse vergleichsweise weniger stark an den Konjunkturzyklus gebunden.
Es gibt viele Gründe, warum Investoren an einer Erhöhung der Allokation in Infrastruktur interessiert sind. Zum Beispiel haben die Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur aber auch die geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen geholfen, Portfolios weiter zu diversifizieren. Angesichts der derzeitigen Marktvolatilität ist dies besonders wichtig. Laut dem Finanzberatungs-Unternehmen Complementa wird Infrastruktur bei den Pensionskassen immer beliebter und die durchschnittliche Zielallokation stieg von 2,3 Prozent im Jahr 2019 auf 3,6 Prozent gemäss aktuellen Angaben.
Trend zu Nachhaltigkeit
Auch ESG steht ganz oben auf der Tagesordnung. Manager müssen sich mit Offenlegungs- und Transparenz-Anforderungen auseinandersetzen. In diesem dynamischen Bereich spielen neben dem Klimawandel zahlreiche weitere Themen eine wichtige Rolle. Fonds, die sich auf das Gesundheitswesen, erneuerbare Energien/Energieeffizienz und saubere Technologien konzentrieren, gewinnen deshalb an Aufmerksamkeit. Darüber hinaus entstehen neue Investitionsmöglichkeiten bei Unternehmen, die nach technologischen Lösungen im Bereich der künstlichen Intelligenz suchen, um nachhaltige Investitionen zu verwalten. Der Druck von Anlegern und Aufsichtsbehörden auf ESG-orientierte Produkte nimmt zu. Deshalb haben viele Investoren ESG in ihre Investitionspolitik integriert.