Im Spannungsfeld von Gesetz und Nachhaltigkeit

Von Peter Bezak, Ökonom und Anlageexperte bei Zurich Invest AG

Nachhaltigkeit ist eine komplexe und weitreichende Thematik. Sie gewinnt in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung und für Pensionskassen spielte sie schon immer eine zentrale Rolle – wenn auch aus ökonomischer Sicht. Denn Vorsorgeeinrichtungen haben den gesetzlichen Auftrag, die Lebensqualität der Versicherten nach ihrer Pensionierung aufrechtzuerhalten. Inzwischen ist auch die ökologische Nachhaltigkeit in der 2. Säule in den Lichtkegel gerückt. Geht nachhaltiges Anlegen über den gesetzlichen Auftrag von Pensionskassen hinaus? Beinhaltet dieser also auch konkret den Schutz des Klimas? 

 

Viel Druck im System

Bei vielen Finanzakteuren steht ESG aus verschiedenen Gründen derzeit ganz oben auf der Tagesordnung. Das Thema hat in vielen wichtigen Organisationen hohe Priorität wie die Flut von Empfehlungen und Vorschriften zeigt: Berichterstattung nach Vorgaben der EU-Taxonomie, Offenlegungs- und Transparenz-Anforderungen mit den «Swiss Climate Scores», Empfehlungen von Asset Management Association Switzerland und Swiss Sustainable Finance (SSF), Ratings wie beispielsweise von WWF oder Klima-Allianz Schweiz oder die Wegleitung zur Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei Anlageentscheidungen von Pensionskassen des Pensionskassenverbandes ASIP. Dadurch steigt der öffentliche Druck, nachhaltiger zu werden. Der Druck von Anlegern, Verbänden und Aufsichtsbehörden, ESG-orientierte Produkte zu bevorzugen, nimmt stetig zu. 

 

Diverse Katalysatoren sorgen für Druckausgleich

Viele Investoren haben ESG mittlerweile in ihre Anlagepolitik integriert. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass nachhaltige Anlagen zunehmend zum Mainstream werden. Dies zeigt eine von SSF durchgeführte Marktstudie. Während die Nachfrage steigt, nimmt auch das Angebot und die Innovation laufend zu. Anlagelösungen gewinnen an Bedeutung, die sich beispielsweise auf das Gesundheitswesen, erneuerbare Energien/Energieeffizienz und saubere Technologien konzentrieren. Unternehmen geben aktiv mit Innovationen den Impuls zur Abkehr von der klimaschädlichen Wirtschaft. Firmen, die sich besser vorbereiten, werden ökologisch erfolgreich sein und durch ihre Bemühungen voraussichtlich auch ökonomisch profitieren. Gesellschaftliches Interesse, Investitionen und Innovationen sind die Katalysatoren für den Wandel und sorgen für den Druckausgleich.

 

Nachhaltigkeit geht über den Gesetztes-Auftrag hinaus

Schweizer Pensionskassen haben den gesetzlichen Auftrag, die Lebensqualität der Versicherten nach ihrer Pensionierung aufrechtzuerhalten. Klar ist, dass dadurch die Rendite im Mittelpunkt steht. Doch zur Lebensqualität gehört auch die Lage, in der sich die Welt befindet. Verschlechtern die Menschen zunehmend das Klima und zerstören die Umwelt, sinkt unweigerlich die Lebensqualität – unabhängig von der Höhe der ausbezahlten Rente. Auch wenn die ökologische Nachhaltigkeit nicht direkt im Berufliche Vorsorge Gesetz (BVG) erwähnt ist, so gehört sie doch zur treuhänderischen Sorgfaltspflicht von Vorsorgestiftungen. Aufgrund dieser treuhänderischen Pflicht müssen Pensionskassen alle relevanten Risiken berücksichtigen. Dies umfasst auch Nachhaltigkeits- und Klimarisiken.

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