KMUs: Wahlfreiheit ist keine Bürde

Unternehmen sind von Gesetzes wegen verpflichtet, für ihre Mitarbeitenden eine berufliche Vorsorgelösung abzuschliessen. Diese Verpflichtung kann gerade für KMUs eine Herausforderung sein. Es gibt aber nur wenige empirische Untersuchungen, die sich mit der berufliche Vorsorge aus Sicht der Unternehmen und im spezifischen der KMU beschäftigten. Wie hoch ist etwa das Vertrauen in die Vorsorgeeinrichtung, wie transparent erscheint sie den Unternehmen und wie zufrieden sind sie mit ihren Vorsorgelösungen? Wie sieht der Entscheidungsprozess zur Wahl der Vorsorgelösung aus und welchen Stellenwert hat die Wahlfreiheit bezüglich der Vorsorgelösungen? Eine aktuelle Studie, welche die Hochschule Luzern im Auftrag des Schweizerischen Versicherungsverbands SVV durchführte, bietet drei wichtige Antworten.

Kritik an der Verständlichkeit der Unterlagen

Die Umfrage zeigt erstens: Das Thema der beruflichen Vorsorge ist für die Unternehmen unabhängig von der Grösse wichtig und das Schweizer Vorsorgesystem geniesst allgemein hohes Vertrauen. Mit einer attraktiven Vorsorgelösung möchten die befragten Unternehmen insbesondere die soziale Verantwortung wahrnehmen. Zudem werden die Vorsorgeeinrichtungen von den befragten Unternehmungen als transparent wahrgenommen. Dennoch: Am wenigsten zufrieden ist die Mehrheit der Befragten mit der Verständlichkeit der Unterlagen. Mindestens zwei Drittel erachten das berufliche Vorsorgesystem der Schweiz als komplex oder eher komplex. Trotzdem hat eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen den Eindruck, bezüglich der Angebote in der beruflichen Vorsorge gut informiert zu sein und ist daher auch mit der gewählten Vorsorgelösung zufrieden. Bei der Wahl der Vorsorgelösungen stützen sich die Unternehmungen auf folgende Informationsquellen: Externe Berater, Treuhänder, eigene Recherche oder auf Versicherungsberater. Wobei sich kleine Unternehmunen hauptsächlich auf Versicherungsberater stützen.

Vorsorgelösungen werden bewusst gewählt

Zweitens schätzen die Betriebe die Wahlfreiheit sowohl zwischen den Vorsorgemodellen als auch zwischen den Anbietern. Letzteres ist insbesondere für KMUs wichtig. Da die Unternehmen die Angebote mehrheitlich verstehen, die Vorsorgemodelle vor dem Anbieter wählen und die Angebote regelmässig oder sporadisch prüfen, kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Unternehmungen ihre Vorsorgelösung bewusst wählen. Mit anderen Worten: Die Unternehmen sind bei der Wahl des Vorsorgemodells nicht den Anbietern der Vorsorgeeinrichtung ausgeliefert. Die Wahlfreiheit wird also nicht als eine Überforderung empfunden. Nur ein sehr kleiner Anteil hat Alternativen noch nie geprüft. Am häufigsten werden Alternativen von Unternehmen mit Vollversicherung geprüft. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zur Studie der Universität Zürich 2008, welche zur These gelangte, dass die Wahl einer Vorsorgelösung ein schwieriger Entscheid sei.

Sicherheitsbedürfnis vor allem bei Invalidität

Drittens: Die Mehrheit bevorzugt Sicherheit vor Rendite. Garantien haben bei Unternehmungen einen Wert. Sie sind mehrheitlich dazu bereit, für zusätzliche Sicherheiten einen Preis zu bezahlen. Dies insbesondere auch deshalb, weil die Mehrheit der KMU nicht in der Lage wäre, im Sanierungsfall genügend finanzielle Mittel bereitzustellen. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist im Bereich der Invalidität, gefolgt von der Langlebigkeit, am ausgeprägtesten.
Generell hat die Umfrage gezeigt, dass die Sichtweisen auf die berufliche Vorsorge unabhängig von der Unternehmungsgrösse oder der gewählten Vorsorgelösung sind.  


* Professorin Yvonne Seiler Zimmermann ist am Institut für Finanzdienstleistung Zug IFZ der Hochschule Luzern als Dozentin und Projektleiterin tätig sowie Co-Autorin der Studie «Die berufliche Vorsorge aus Sicht der KMU».

Veranstaltungen

Juni - 2023
So Mo Di Mi Do Fr Sa
  01 02 03
04 05 06 07 09 10
11 12 13 14 15 16 17
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30